Flughafen "West-Berlin"

1950 bis 1978

Ein Rosinenbomber.

Am 1. Juli 1950 hatten die US-Amerikaner das Recht einen Teil des Flughafens Tempelhof zur zivilen Nutzung zu übernehmen. Daraufhin wurde am südlichen Teil mit Zugang vom Tempelhofer Damm eine Abfertigungsanlage errichtet, die für eine Kapazität von 20.000 Passagieren monatlich ausgelegt war. Die Haupthalle, die später als Abfertigungsanlage benutzt wurde, war damals noch im Rohbau und fast zerstört. Am 9. Juli 1951 konnte die neue Anlage freigegeben werden. Damit konnte die in 1936 begonnene Anlage zum ersten Mal ihre Funktion demonstrieren. Des Weiteren flogen die drei westalliierten Fluggesellschaften Pan Am, BEA und Air France nun gemeinsam Tempelhof an.
Der Passagier-Luftverkehr entwickelte sich nun schneller als erwartet, denn dies war die einzige Möglichkeit, ohne Kontrollen durch die DDR von West-Berlin nach Westdeutschland zu gelangen. Einen erheblichen Anteil daran hatten auch die Flüchtlinge, weil diese West-Berlin nicht auf dem Landweg verlassen konnten. Bereits Ende 1951 wurden 320.000 Passagiere bedient. 1954 hatte der Flughafen Tempelhof schon mehr als 650.000 Fluggäste, die weitgehend von den westalliierten Fluggesellschaften BEA, später British Airways, Air France (nur bis 1960) und Pan Am geflogen wurden. Die mittlere von drei während der Blockadezeit entstandenen Start- und Landebahnen wurde in den Jahren 1957/1958 entfernt. Die beiden anderen wurden in den 1950er-Jahre erneuert. 1954 wurde die nördliche Bahn mit 2093 Metern Länge und die südliche mit 2116 Metern Länge eingeführt.
Zum Ende der 1950er Jahre konnten die für die Passagiere zur Verfügung stehenden Anlagen das Aufkommen (1960 waren es bereits 1,5 Millionen) nicht mehr standhalten. Durch Verhandlungen wurde 1959 erreicht, dass die US Air Force weitere bisher militärisch genutzte Bereiche für die zivile Nutzung abgab. Dabei handelte es sich um den Vorplatz (auch als Ehrenhof bezeichnet), das Bürogebäude mit der Eingangshalle (auch als Ehrenhalle bezeichnet) und das Abfertigungsgebäude mit der großen Haupthalle, die durch die BFG fertiggestellt wurden. Daraus folgte, dass der südliche Teil am Tempelhofer Damm nun für den zivilen Luftverkehr genutzt wurde, während der nördliche Teil am Columbiadamm weiterhin von den Amerikanern militärisch verwendet wurde. Am 2. Juli 1962 konnten die neuen Abfertigungseinrichtungen, die für 200.000 bis 250.000 Fluggäste pro Monat ausgelegt sind, freigegeben werden.
Acht Jahre nach Inbetriebnahme der Abfertigungshalle wurde 1970 erneut die Kapazitätsgrenze erreicht, obwohl Air France bereits 1960 zum Flughafen Tegel umgezogen war. In 1968 verlegte man daher zunächst den Charter- und Pauschalreiseverkehr nach Tegel und in 1971 konnte die Kapazität durch etliche Umbauten und Verbesserungen noch einmal gesteigert werden, doch es wurde trotzdem beschlossen, den verbliebenen Linienverkehr in Tempelhof einzustellen und nach Tegel zu verlagern. Der durch die Berliner Luftbrücke bekannt gewordene „Candy-Pilot“ Gail Halvorsen war 1970 bis 1974 Kommandant des Flughafens Tempelhof.
Im Sommer 1975 wurde Tempelhof für den zivilen Luftverkehr geschlossen und durch den neu errichteten Flughafen Tegel abgelöst. Flughafenhalter und -betreiber war nun hauptsächlich das US Army Aviation Detachment mit der Einheit 7350th Air Base Group. Es wurden verschiedene Hubschrauber- und Flugzeugtypen geflogen, zuletzt sechs Hubschrauber Bell UH-1H sowie ein Flugzeug Beechcraft C-12 C und zwei Maschinen des Typs Pilatus UV-20 A.
Bei ihrem Flug von Danzig nach Berlin-Schönefeld wurde eine Maschine der LOT am 30. August 1978 entführt und zur Landung in Tempelhof gezwungen. Da das Motiv eine Flucht aus der DDR war, kam es mitten im Kalten Krieg zu diplomatischen Differenzen zwischen den beiden Blöcken.